Rund 686 Mio. Euro haben die Krankenkassen im vergangenen Jahr in Aktivitäten zur Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten, Betrieben und für einzelne Versicherte investiert. Damit haben die Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung für Gesundheitsförderung und Prävention das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 (rund 630,8 Mio. Euro) deutlich überschritten. Das geht aus dem neuen Präventionsbericht von GKV-Spitzenverband und Medizinischem Dienst Bund hervor.
„Die Zahlen zeigen das große Engagement der Kranken- und Pflegekassen in allen Bereichen der Gesundheitsförderung und Prävention. Allerdings sind das wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgaben. Die Verantwortung hierfür geht weit über den Wirkungsbereich der Krankenkassen hinaus. Prävention kann nur gelingen, wenn (Finanz-)Verantwortung viel stärker als bisher auch von Bund, Ländern und Kommunen als Gestalter von Lebens- und Gesundheitsbedingungen übernommen wird. Hier sollten angekündigte Reformvorhaben wie die Weiterentwicklung des Präventionsgesetzes ansetzen, um bessere Rahmenbedingungen für den Ausbau bedarfsgerechter und nachhaltiger Gesundheitsförderung und Prävention zu schaffen“, sagt Oliver Blatt, Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes.
Dr. Stefan Gronemeyer, Vorstandsvorsitzender des Medizinischen Dienstes Bund, betont die zunehmende Bedeutung der Prävention von Pflegebedürftigkeit: „Die Zahl pflegebedürftiger Menschen wird weiterhin ansteigen. Vor dem Hintergrund knapper personeller und finanzieller Ressourcen sollten alle zur Verfügung stehenden Ansätze ausgeschöpft werden, um Pflegebedürftigkeit möglichst zu verhindern und Einschränkungen der Selbstständigkeit möglichst lange hinauszuzögern.“
Deutlicher Zuwachs von Präventionsaktivitäten in Lebenswelten
Die Krankenkassen konnten im Jahr 2024 die Zahl der dokumentierten gesundheitsfördernden und präventiven Aktivitäten in Lebenswelten wie Kitas, Schulen und Kommunen im Vergleich zum Vorjahr deutlich steigern. Mit 5.160 dokumentierten Aktivitäten (+ 16 Prozent) erreichten die Krankenkassen fast 8,9 Mio. Menschen (+ 15 Prozent) in 52.535 Lebenswelten (+ 12 Prozent). Etwa die Hälfte aller Aktivitäten in Lebenswelten wurden in Kitas und Grundschulen durchgeführt.
Steigerung bei Gesundheitskursen
Bei der Teilnahme an individuellen Gesundheitskursen wurden fast 1,9 Mio. Versicherte von den Krankenkassen unterstützt – und damit 17 Prozent mehr als 2023. Die Gesundheitskurse richten sich an einzelne Versicherte und befassen sich mit Bewegungsförderung, Stressbewältigung, Ernährung und Suchtmittelreduktion. Über 90 Prozent der von den Krankenkassen unterstützten Kursteilnahmen bezogen sich auf Bewegung (63 Prozent) und Stressmanagement (31 Prozent). Etwa 73 Prozent der Kurse wurden in Präsenz durchgeführt, 27 Prozent der Kurse fanden online statt.
Unterschiedliche Entwicklungen bei betrieblicher Gesundheitsförderung
Die Ausgaben für betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) sind 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent auf 282 Mio. Euro gestiegen. Zugleich sank die Zahl der mit BGF erreichten Betriebe um 5 Prozent auf 28.142 und die der erreichten Beschäftigten um 6 Prozent auf 2.064.293.
Diese Entwicklung ist möglicherweise auf die gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen der vergangenen Jahre zurückzuführen. So schlagen sich steigende Ausgaben beispielsweise für Personal- und Sachkosten auch im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention nieder und führen teilweise dazu, dass Projekte nicht mehr im gleichen Umfang wie zuvor umgesetzt werden können.
Höhere Aufwendungen für Prävention in Pflegeheimen
Zusätzlich zu den Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung für Gesundheitsförderung und Prävention hat die soziale Pflegeversicherung im Jahr 2024 insgesamt 25 Mio. Euro für Präventionsleistungen in stationären Pflegeeinrichtungen investiert. Dies entspricht einem Zuwachs von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Präventionsangebote sollen die gesundheitliche Situation der pflegebedürftigen Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen stärken und deren Lebensqualität positiv beeinflussen. Erreicht wurden damit wie bereits im Jahr 2023 insgesamt 125.000 pflegebedürftige Menschen, wobei die Zahl der erreichten Pflegeeinrichtungen im Vergleich zu 2023 um 6 Prozent auf rund 2.600 leicht sank.