MELDUNG - BERLIN, 06.10.2025 Sofortige Kostenbremse für stabile Beiträge

GKV-Spitzenverband

offizielles Portraitfoto Oliver Blatt, Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes

Oliver Blatt

(dpa) - Die gesetzlichen Krankenkassen drängen die Bundesregierung, die Versicherten noch vor Beitragserhöhungen zum neuen Jahr zu bewahren. «Es ist noch nicht zu spät, die Beiträge stabil zu halten», sagte der Chef des Spitzenverbands, Oliver Blatt, der Deutschen Presse-Agentur. «Wir hatten in diesem Jahr bisher enorme Ausgabensteigerungen.» Die Ausgaben gingen weit schneller als die Einnahmen nach oben. «Deshalb müssen wir nach wie vor davon ausgehen, dass die Zusatzbeiträge Anfang 2026 weiter steigen werden», warnte Blatt. «Auf politischer Ebene ist bisher nichts passiert, um das abzuwenden.»

Ausgabenmoratorium

Die Krankenversicherung fordert eine Ausgabenbremse. Blatt bekräftigte dafür die Forderung, «die Ausgaben an die Einnahmen zu koppeln». Der Vorteil laut Blatt: Nirgends müsse etwas weggekürzt werden. «Wir haben bisher rund 5,5 Prozent mehr Einnahmen als im Vorjahr.» Würden die Ausgaben an die Einnahmen gekoppelt, gäbe es weiter «Luft für Ausgabensteigungen» - wenn auch nicht mehr unbegrenzt.

Erstattung von Ausgaben für Bürgergeldbeziehende

«Es ist auch nicht zu spät, dass die gesetzliche Krankenversicherung kostendeckende Bundesmittel für die Aufgaben erstattet bekommt, die sie für den Staat übernimmt», sagte Blatt. Bereits seit Monaten kämpfen die Kassen insbesondere darum, die Kosten für die Gesundheitsversorgung der Menschen mit Bürgergeld erstattet zu bekommen - rund zehn Milliarden Euro pro Jahr.

Doch die Politik soll nach dem Willen der Kassen nicht nur die Kosten-Notbremse ziehen, sondern auch langfristig das Gesundheitssystem umbauen. «Hätten wir früher schon die Strukturen reformiert, dann bräuchten wir jetzt vielleicht keine kurzfristigen Maßnahmen», sagte Blatt. «Umso wichtiger ist es, jetzt Reformen bei den großen Kostenblöcken Krankenhäuser und Arzneimittel und auch im Bereich der Praxen anzugehen.»

Digitaler Wegweiser für schnellere Arzttermine

Der Vorstandschef des GKV-Spitzenverbands, Oliver Blatt, sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Wir sollten Patientinnen und Patienten besser unterstützen, an die richtige Praxis zu gelangen.» Dabei müsse gelten: Bei dringendem Bedarf bekommt man auch einen Termin. «Heute spielt es eine große Rolle, ob man privat oder gesetzlich versichert ist. Davon müssen wir weg.» Deutschland sei in Europa Spitzenreiter bei den Arzt-Patienten-Kontakten. «Aus Spaß geht aber wohl niemand gern zum Arzt. In vielen Fällen bräuchte es mehr Koordination.»

Vor-Einschätzung mit App

Die Terminvergabe könne damit effizienter und schneller werden, machte Blatt deutlich. Es sollte künftig eine einheitliche digitale Anlaufstelle geben, durch die Patienten noch vor dem Weg in die Praxis eine Ersteinschätzung erhalten. «Das kann zum Beispiel über eine Krankenkassen-App laufen», sagte Blatt. In diese gebe man Informationen zu seinen Beschwerden ein. «Mit strukturierten Fragen ist es dann möglich, festzustellen, ob es notwendig ist, zum Hausarzt zu gehen - oder ob der Gang in die Apotheke vielleicht schon helfen würde.»

Über die App könnte direkt ein Termin beim Hausarzt gebucht werden, sagte der GKV-Chef. «Und die Hausarztpraxis würde bei Bedarf an Fachärztinnen und Fachärzte weitervermitteln - am besten auch elektronisch und indem direkt freie Termine erkennbar sind.» Heute bekomme man oft eine Überweisung und warte unter Umständen mehrere Monate, ehe man zum Facharzt gehen kann.

Neutrale Plattform mit freien Terminen

«Dafür müssten Termine von Ärztinnen und Ärzten in der ambulanten Versorgung auf einer neutralen Plattform anteilig verfügbar sein», sagte Blatt. «Und dann richtet sich die Vergabe nach dem Bedarf, nicht, ob jemand privat oder gesetzlich versichert ist.» Der Verbandschef forderte: «Wir müssen endlich mit Reformen anfangen. Es ist zu lange nichts passiert.»

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