Gutachten zu Marktaustritten von Krankenhäusern

Gibt es eine jahrelange Schließungswelle in der deutschen Krankenhauslandschaft? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, hat der GKV-Spitzenverband die Klinikschließungen der letzten zehn Jahre untersuchen lassen. Das im August 2014 veröffentlichte Gutachten kommt im Kern zu dem Ergebnis, dass es keinen Trend zu vermehrten Schließungen von Krankenhäusern gibt.

Im Auftrag des GKV-Spitzenverbandes haben die Autoren Dr. Uwe K. Preusker, Dr. Markus Müschenich und Sven Preusker alle Klinikschließungen der letzten zehn Jahre – also die Dekade der DRG-Einführung - recherchiert und zu einerm Gutachten zusammengefasst. Allein der Anhang enthält 200 Seiten kompakte Information zu jeder einzelnen „Schließungsgeschichte“.

Der GKV-Spitzenverband will mit der Veröffentlichung des Gutachtens am 25.08.2014 einen Beitrag zur Versachlichung der Diskussion über die anstehende Strukturbereinigung in der Krankenhauslandschaft leisten.

Der Textteil gibt einen Überblick über die rund 70 Krankenhausschließungen. Mit ausgewählten Fallstudien wird eine Art Typologie der Krankenhausschließungen erstellt. Untersucht werden auch die Kosten eines Marktaustritts und die Schließungsförderung der Bundesländer.

Zentrale Aussagen des Gutachtens

  • Laut Preusker et al. ist es zu deutlich weniger Marktaustritten gekommen als bisher angenommen. So weist die offizielle Krankenhausstatistik des Statistischen Bundesamtes für den Zeitraum 2003 bis 2012 einen Rückgang um insgesamt 204 auf 2.017 Krankenhäuser (Stand 31.12.2012) aus. Laut Studie sind jedoch von diesen insgesamt 204 nicht mehr in der Statistik geführten Krankenhäusern nur 74 oder gut 36 % auf vollständige Marktaustritte zurückzuführen.
  • Imgesamten Untersuchungszeitraumeitraum wurden vor allem kleinere Krankenhäuser geschlossen (Durchschnitt 70 Betten).
  • Es gibt keinen Trend zu einer vermehrten Schließung von Krankenhäusern.
  • Die Auswertung der Krankenhaus-Marktaustritte nach siedlungsstrukturellen Kreistypen zeigt, dass ca. 70% aller Marktaustritte in städtischen Kreisen und kreisfreien Großstädten sowie ländlichen Kreisen mit Verdichtungsansätzen stattgefunden haben. Nur rund ein Viertel aller Marktaustritte betraf dünn besiedelte ländliche Kreise.
  • Der wichtigsten Akteur bei einer Schließung sind der Krankenhausträger und das Klinik-Management. Die Landesplanungsbehörden sowie die Kostenträger spielen eine eher untergeordnete Rolle.
  • Die Analysen zeigen zudem, dass Marktaustritte sich über Jahre hinziehen und in mehreren Stufen ablaufen.
  • Die häufigste Ursache von Marktaustritten sind laut Preusker et al. langfristige Belegungsprobleme, die zu einer wirtschaftlichen Schieflage führen. Landesplanerische Erwägungen über die Bedarfsnotwendigkeit von Krankenhäusern spielen keine wesentliche Rolle.
  • Auf der Grundlage der Vorgaben des Krankenhausfinanzierungsgesetzes beinhalten alle Landeskrankenhausgesetze Regelungen zum Fördertatbestand „Erleichterung der Schließung von Krankenhäusern“. Aber nur Berlin, NRW und Hessen machen konkrete Angaben über die Höhe der Schließungsförderung.
  • Insgesamt betonen die Autoren, dass die bisher gesetzlich vorgesehenen Schließungsförderungen die tatsächlichen Schließungskosten eines Krankenhauses nicht decken.

Dokumente und Links