Gesundheitsverläufe im Alter - Wege in die Pflegebedürftigkeit

Forschungsprojekt in Kooperation von Deutschem Zentrum für Altersfragen (DZA) und Charité Universitätsmedizin Berlin, Institut für medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft

Gegenstand

In dem Forschungsprojekt wurden die Bedeutung und das Zusammenspiel unterschiedlicher physischer, psychischer, sozialer, verhaltens- und umweltbezogener Faktoren für den Eintritt in die Pflegebedürftigkeit bei verschiedenen Bevölkerungsgruppen untersucht.

Projektteam Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA)

1. Clemens Tesch-Römer, Prof. Dr. phil.

2. Svenja M. Spuling, Dr. phil.

3. Sonja Nowossadeck, Dipl.-Volksw.

4. Markus Wettstein; Dr. phil.

Projektteam Charité, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft

1. Adelheid Kuhlmey, Prof. Dr. phil.

2. Stefan Blüher, Dr. rer. pol.

3. Thomas Stein, MSc.

4. Susanne Schnitzer, Dr. rer. medic.

Projektadresse

Deutsches Zentrum für Altersfragen
Manfred-von-Richthofen-Straße 2
12101 Berlin

Charité - Universitätsmedizin Berlin
Virchowweg 22
10117 Berlin

Projektlaufzeit

03/2018 – 08/2021
(Projektphase I); 09/2021 – 12/2022 (Projektphasen II und III)

Hintergrund

Pflegebedürftigkeit ist ein Zustand höchster physischer, psychischer und sozialer Vulnerabilität, der maßgeblich aus den im Altersgang zunehmenden chronischen Erkrankungen und funktionellen Defiziten resultiert. Damit einher geht die Abnahme funktionaler Gesundheit, also die Reduzierung der Fähigkeit, Alltagstätigkeiten auszuüben (z.B. Mobilität, Selbstpflege, Haushaltsführung). Trotz Erkenntnissen zu gesundheits- und morbiditätsbezogenen Determinanten von Pflegebedürftigkeit ist weiterhin unklar, an welchem „Kumulationspunkt“ von vorhandenen Risiken und fehlenden Ressourcen Pflegebedarf eintritt. Insbesondere das Wissen zu psychischen, sozialen, verhaltens- und umweltbezogenen Einflüssen auf die Entstehung von Pflegebedarf ist nach wie vor lückenhaft.

Ziel und Fragestellung

Das Projekt verfolgte zwei Ziele: (a) die Identifikation von Faktoren, die den Verlauf funktionaler Gesundheit im hohen Lebensalter (positiv oder negativ) beeinflussen sowie (b) die Identifikation von Faktoren für den Eintritt in die Pflegebedürftigkeit. Im Mittelpunkt des Projekts stand die Frage, welche Risiko- und Ressourcenkonstellationen identifiziert werden können, die mit dem Verlauf funktionaler Gesundheit und dem Eintritt in die Pflegebedürftigkeit assoziiert sind.

Auf Basis der Ergebnisse wurden gesundheitsfördernde und präventive Maßnahmen recherchiert, die die funktionale Gesundheit verbessern und den Eintritt in die Pflegebedürftigkeit vermeiden bzw. verzögern können. Außerdem wurden besonders vulnerable Gruppen identifiziert und mögliche Zugangswege zu diesen Gruppen aufgezeigt.

Die Auswertung der Daten zur Erstbegutachtung des Medizinischen Dienstes Berlin-Brandenburg aus dem Jahre 2017 konnte in einer zweiten Projektphase („Präventive Potenziale im Vorfeld eines Pflegebedarfs“) fortgeführt werden.

In einer dritten Projektphase („Fallanalysen“) wurden schließlich 17 Antragstellende fokussiert, die in den Jahren 2018/2019 in den höchsten Pflegegrad 5 eingestuft wurden, nachdem sie in der Begutachtung 2017 noch ohne Pflegegrad geblieben waren.

Methodisches Vorgehen

Eine Besonderheit dieses Projektes liegt in der Nutzung der nachfolgenden beiden Datensätze: Es wurden Längsschnittdaten des Deutschen Alterssurveys (DEAS) sowie die Datenbestände des (damaligen) Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) analysiert. Mit den DEAS-Daten war es möglich, Verläufe in der Entwicklung funktionaler Gesundheit als Proxy-Variable für die Entstehung von Pflegebedürftigkeit zu analysieren. Anhand der MDK-Daten konnten jene Faktoren analysiert werden, die zum Eintritt in die Pflegebedürftigkeit führen, und zwar neben Einbußen funktionaler Gesundheit auch Faktoren wie psychische Erkrankungen (z. B. Depression, Demenz) sowie soziale Parameter (z. B. Kontakte, Netzwerke), die mit der Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs im Jahr 2017 bei der Einstufung in einen Pflegegrad ebenfalls Berücksichtigung fanden.

Veröffentlichungen