In einer digitalen Welt können nationale Grenzen Betrug und Korruption im Gesundheitswesen längst nicht mehr stoppen. Will man diese Herausforderung im Interesse aller EU-Bürgerinnen und Bürger erfolgreich meistern, braucht es eine enge grenzüberschreitende Zusammenarbeit, einen Datenaustausch und hohe technische Standards zum Schutz von Gesundheitsinformationen. Mit diesem Schlussfazit ist heute die Internationale Konferenz „Bytes without borders: preventing and countering healthcare fraud and corruption in the digital age“ zu Ende gegangen. Bereits zum 13. Mal hatte das Europäische Netzwerk gegen Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (EHFCN) zu einem zweitägigen Expertenaustausch eingeladen - erstmals in Deutschland in Zusammenarbeit mit dem GKV-Spitzenverband.
Über 150 führende Experten, mehrheitlich aus der EU, waren der Einladung zum Erfahrungsaustausch nach Berlin gefolgt. Sie stellten zum einen fest, dass nationale Alleingänge im Kampf gegen Betrug und Korruption im Gesundheitswesen angesichts eines offenen Binnenmarktes und grenzüberschreitender Gesundheitsversorgung nicht länger zielführend erscheinen. Zum anderen machten die Experten darauf aufmerksam, dass Chancen und Risiken in einer digitalen Welt eng beieinanderliegen können.
Informations- und Datenanalysen werden von den Konferenzteilnehmern als Schlüsselwerkzeuge beschrieben. Mit ihrer Hilfe ließen sich moderne Methoden entwickeln, um Betrug und Korruption zu erkennen. Zugleich dürfte beim Einsatz solcher datengetriebenen Analysen der Datenschutz und der private Charakter von Gesundheitsinformationen nicht verloren gehen.
Stand am ersten Tag der Konferenz der praktische Erfahrungsaustausch über bisherige wirkungsvolle Instrumente im Kampf gegen Betrug und Korruption im Zentrum, ging es am zweiten Tag um künftige, grenzüberschreitende Strategien und Kooperationen – sowohl innerhalb der EU als auch international. Dazu gehört nach Meinung der Konferenzteilnehmer sowohl ein Bündeln von Daten und Erfahrungen, als auch der gemeinsame Datenschutz.
„EHealth, BigData oder künstliche Intelligenz sind bereits Bestandteil einer modernen Gesundheitsversorgung in der EU. Innovative Ansätze brauchen wir jedoch nicht nur in der Patientenversorgung, sondern auch im Kampf gegen Missbrauch und Korruption. Nur wenn wir mit anderen EU-Staaten Erfahrungen und Wissen teilen, wenn wir also vernetzt agieren, können wir erfolgreich sein“, so Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes.
Prof. Vassilis Plagianakos, EHFCN-Präsident, stellt fest, „dass diese internationale EHFCN-Konferenz Raum für Debatten und Gedankenexperimente zu den aktuellen gesundheitspolitischen Herausforderungen in Europa geboten hat. Der Kampf gegen Betrug, Korruption und Verschwendung im Gesundheitswesen stellt einen entscheidenden Beitrag dar, um die Versorgungssysteme nachhaltig zu finanzieren. Zugleich stärkt ein erfolgreicher Kampf das Vertrauen der EU-Bevölkerung in die Integrität von Gesundheitsversorgung.“
Im Rahmen der EHFCN-Konferenz wurde der diesjährige Innovationspreis vergeben. Mit ihm werden neue Instrumente oder Methoden im Kampf gegen Korruption im Gesundheitswesen ausgezeichnet, die entweder bereits eingesetzt werden oder im Moment noch als Entwurf vorliegen. Der „EHFCN New Ways and Innovation Award 2019“ ging in diesem Jahr an ein Projekt aus Griechenland und eines aus Polen. Der Preis wird seit 2017 von den Netzwerkmitgliedern gestiftet.