STATEMENT - BERLIN, 28.12.2023 GKV-Finanzen, Frühchenversorgung und höhere Honorare für Ärzte

GKV-Spitzenverband

Portrait von Frau Dr. Doris Pfeiffer, der Vorstandsvorsitzenden des GKV-Spitzenverbandes

Dr. Doris Pfeiffer

Die Aussage aus dem Gesundheitsministerium, dass die Beiträge im kommenden Jahr so gut wie gar nicht steigen würden, ordnet Doris Pfeiffer im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) als „leider beschönigende Aussage“ ein. Die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes verweist darauf, dass der durchschnittliche tatsächliche Satz zum Jahresanfang in Richtung 16,3 Prozent steigen werde. „Das sind rund zwei Zehntel mehr und bedeutet für die Beitragszahlenden bei einem Monatseinkommen von 4000 Euro eine Mehrbelastung von immerhin acht Euro, die sich Versicherte und Arbeitgeber teilen. Das müssen die Menschen und Betriebe auch noch schultern, zusätzlich zu den gestiegenen Preisen für Energie und Lebensmittel. Es ist unangemessen, das als Kleinigkeit abzutun“, so Pfeiffer in dem RND-Interview.

Einige Bundesländer gefährden Qualität der Frühchenversorgung

Einige Bundesländer versuchen die neuen Mindestmengen für besonders kleine Frühchen, die ab dem 1. Januar 2024 gelten, zu bekämpfen. Frau Pfeiffer hat kein Verständnis dafür, wie sie dem RND sagte: „Erstens bedeuten die neuen Mindestmengen für termingerechte Geburten und größere Frühchen keinerlei Einschränkungen. Und zweitens entstehen auch für die besonders kleinen Frühchen keine Versorgungslücken, selbst wenn einige der Geburtsstationen künftig solche extremen Frühchen nicht mehr behandeln. Schließlich handelt es sich in derartigen Fällen in der Regel nicht um plötzliche Notfälle, bei denen es auf kurze Wege ankommt. Denn mehr als 95 Prozent der Schwangeren mit einer drohenden Frühgeburt sind zuvor schon unter ärztlicher Betreuung und werden bereits Tage vor der Geburt stationär aufgenommen. Mit ihrem Vorgehen gefährden die Länder das Leben und die Gesundheit von diesen besonders kleinen Frühchen.“

Auch die Supermarktkassiererin leidet unter gestiegenen Preisen

Zu den lauten Proteste von einigen Ärzteverbänden und aus der Apothekerschaft bezieht Doris Pfeiffer im RND-Interview klar Stellung: „Ich sehe keinen Kollaps, schon gar nicht aus finanziellen Gründen. Die Brutto-Reinerträge der niedergelassenen Ärzte sind beispielsweise in den vergangenen Jahren im bundesweiten Durchschnitt auf über 19.000 Euro pro Monat gestiegen. Und die Apotheken profitieren auch dadurch, dass ihre Honorierung neben dem Fixbetrag pro Packung eine Variable enthält, die an den Medikamentenpreisen hängt, die stetig steigen. Außerdem muss deutlich gesagt werden: Was Ärzte oder Apotheker mehr bekommen wollen, müssen die Supermarktkassiererin und der LKW-Fahrer mit ihren Krankenkassenbeiträgen finanzieren. Und auch sie leiden unter den gestiegenen Preisen.“

Absage an höhere Selbstbeteiligung

Aus Sicht der Kassen sei, so Pfeiffer, eine höhere Selbstbeteiligung kein gangbarer Weg, um die GKV insgesamt besser zu finanzieren. „Das hat auch die Praxisgebühr gezeigt. Wird die Selbstbeteiligung zu niedrig angesetzt, hat sie keine Steuerungswirkung. Ist sie zu hoch, besteht das Risiko, dass notwendige Behandlungen nicht mehr in Anspruch genommen werden – was am Ende den Menschen schadet und zu höheren Kosten führt. Diese Balance ist praktisch nicht hinzubekommen.“

12 Millionen E-Rezepte eingelöst

„Wir haben in den vergangenen Monaten bereits einen steilen, problemfreien Hochlauf erlebt, mit inzwischen rund 12 Millionen ausgestellten E-Rezepten. Ich bin sehr optimistisch, dass die Umstellung überall klappt und niemand ohne die verschriebenen Medikamente dasteht. Schließlich gibt es neben der eRezept-App, bei der eine komplizierte Anmeldung nötig ist, auch die Möglichkeit, in der Apotheke einfach die Versichertenkarte zu nutzen, wobei kein PIN nötig ist“, so Pfeiffer im Gespräch mit dem RND.

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